scharrer architektur
Denkmalgerechter Umbau eines Anwesens aus dem 18. Jahrhundert im Taunus
Bauaufgabe | Denkmalgerechter Umbau eines Anwesens aus dem 18. Jahrhundert im Taunus |
Auftraggeber | Privat |
Ort | Königstein im Taunus |
Leistung | LPH 1 – LPH 8 |
Bauzeit | 2017 - 2020 |
Fläche (BGF) | 285 m² |
Statik, Wärme- u. Schallschutz | IB Wagner Zeitter, Wiesbaden |
Brandschutz | BPK Klingsch, Frankfurt am Main |
Rückstauschutz, Entwässerung | htplanungbauer, Mainz |
Sachverständiger für Fachwerk | HolzART Ingo Hoß, Alpenrod |
Bodengutachten | Baugrundinstitut Franke Meißner, Wiesbaden |
Das Gebäudeensemble des Bauvorhabens besteht aus drei über den Hof erschlossenen Fachwerkhäusern.
Es liegt dicht eingebaut in der Altstadt von Königstein im Taunus. Alle Gebäude sind in konstruktivem Fachwerk über Bruchsteinsockel erbaut worden. Seit 2005 ist das Ensemble als Einzelkulturdenkmal geschützt.
Das Nebengebäude wurde ohne vorliegende Nutzungsänderungsgenehmigung als Wohnraum genutzt.
In die bauzeitliche Struktur waren grobe Eingriffe vorgenommen worden.
Zum Zeitpunkt der Beauftragung unseres Büros waren bereits Rückbaumaßnahmen erfolgt. Bis zum Baubeginn mussten weitere aussteifende Maßnahmen zum Erhalt des Bauwerks vorgenommen werden.
Ziel des denkmalgerechten Umbaus war die grundlegende Ertüchtigung des Nebengebäudes zu einem weiteren Wohnhaus mit zwei Geschossen. Durchgänge vom Erdgeschoss und dem neu geschaffenen Dachgeschoss erschließen den Zwischenbau. Eine Treppe in diesem Anschlussbereich verbindet beide Geschosse im Gebäude miteinander.
Die Nutzung des Ensembles als Mehrgenerationenhaus sollte ermöglicht werden: Das Haupthaus mit Zwischenbau kann innerhalb einer Wohn- oder Lebensgemeinschaft separat genutzt werden. Alternativ kann das Dachgeschoß des Nebengebäudes dem Haupthaus mit Zwischenbau zugeteilt werden. Im Erdgeschoß kann eine Person barrierefrei leben oder eine freiberufliche Nutzung erfolgen.
Nach der detaillierten Bestandserfassung und Analyse der tatsächlichen bauzeitlichen Bauteile konnten alle nichtbauzeitlichen Holzbauteile entfernt werden. Alles Bauzeitliche wurde so gut wie möglich erhalten und instandgesetzt. Neue Bauteile aus der Jetztzeit setzen sich durch ihre Geradlinigkeit von der historischen Bausubstanz ab.
Durchtrennte Diagonalen der Fachwerkaußenwände wurden nicht wiederhergestellt. Anstelle des Einsetzens von Fenstern in vorhandene rechteckige Öffnungen wurde ein einziges Fensterband außerhalb der Fachwerkebene hergestellt. Indem es über alle Öffnungen durchläuft, hebt es die verbliebenen senkrechten Fachwerkständer des Bestands hervor. Zudem schafft es Raum, bringt Licht in das Innere und gibt der Trauffassade ein neues Erscheinungsbild.
Die Fensterbandgeometrie bildet die Grundlage für die Geometrie der Dachgauben. Gleiche Kanten werden aufgegriffen und sinnvoll nutzbare Fläche gewonnen. Der Blick auf das Panorama mit dem Berg Altkönig und den markanten Türmen der Villa Andreae wird freigegeben.
Die Ausbildung von Fensterband und Gauben setzte eine Abweichung von der geltenden Altstadtgestaltungssatzung voraus. Dieser wurde nach einem Ortstermin mit dem Magistrat der Stadt Königstein und in kontinuierlicher Abstimmung mit der Landesdenkmalbehörde zugestimmt.
Oberhalb der bestehenden Bruchsteinfundamentstreifen wurde ein durchgängig diffusionsoffener Wandaufbau hergestellt. Entsprechend der vorhandenen Gefache in der Giebelwand sind Lehmbaustoffe das wesentliche Material. Die Wohnräume sind auch bei sommerlicher Hitze ohne technische Maßnahmen angenehm temperiert.
Die Ausdetaillierung der Fensterrahmen und Gauben war ein Schwerpunkt der Planung: Fenster in Außenwänden wurden mit ihren Zargen durch die komplette Wandtiefe hindurch gesteckt. Bei den Gauben ist der Zargenrahmen nicht umlaufend sichtbar, sondern der Blick ohne Zarge nach außen gelenkt.
Die Ausführung verfolgte das Ziel, dass die Einfassungen der Fensterelemente so filigran wie möglich ausgebildet sind. Sonnenschutz und Entwässerung liegen nicht vor der Gaube, so dass diese ihre lichte Wirkung mit Leichtigkeit entfalten kann.